Hanftextilien


Im 20. Jahrhundert wurde die erste Jeans von Levi Strauss aus Hanfstoff gefertigt und war in Folge der Inbegriff der Hanfhose für die Goldsucher, welche strapazierfähige Kleidung benötigten. Später dann wurde die Baumwolle – das „Cotton“ – vermarktet und begann den Siegeszug in der Textilindustrie.
Faserqualität
Hanffasern sind besonders lang, reißfest und widerstandsfähig. Sie verlaufen in Stängelrichtung, sind ringförmig um den Stängel herum angeordnet und stützen die 2 bis 4 m hohe Pflanze. Sie bestehen hauptsächlich aus Zellulose und Hemizellulose. Im Aufbau ähneln Hanffasern den Baumwollfasern.
Anders als bei Baumwolle müssen die Fasern in den Hanfstängeln aber zunächst aufgeschlossen werden. Ein erster Schritt dabei ist die sogenannte Röste. Man erhält bei der traditionellen Wasserröste die wertvollen Langfasern und das Werg. Werg ist ein Gemisch aus Kurzfasern und Schäben.
Lang- und Kurzfasern von Hanf gehören zu den reißfestesten Naturfasern. Das macht sie als Ersatz von Glasfasern interessant. Die Faserfeinheit ist zum einen für gute Isolier- und Dämmwirkung im Häuserbau wichtig und zum anderen für die Weiterverarbeitung zu Garnen. Die Langfasern von Hanf sind qualitativ vergleichbar mit bester Maco-Baumwolle und haben einen natürlichen Glanz. Man fertigt aus ihnen Kleidungsstücke mit hohem Tragecomfort. Hanfhemden und Hanfjeans sind kühl auf der Haut, antiallergisch und sehr strapazierfähig.
Vorzüge der Textilien aus Hanf
Vorteile von Hanf gegenüber Baumwolle
Selbst bei nicht-biologischem Anbau benötigt Hanf keinerlei Pestizide oder Unkrautvernichter und nur geringe Mengen Dünger, um sich prächtig zu entwickeln.
Im Gegensatz dazu benötigt Baumwolle riesige Mengen an sowohl Pestiziden als auch Unkrautvernichtern, um ordendlich zu wachsen. Auf Baumwolle entfallen etwa 2,5% des landwirtschaftlich genutzten Landes weltweit und gleichzeitig unglaubliche 16% der weltweit verwendeten Pestizide. Unter den gefährlichen Chemikalien, die auf Baumwolle angewendet werden, finden sich Aldicarb, Phorat, Methamidophos und Endosulfan.
Für die globale Baumwollproduktion werden jährlich 256 Kubikkilometer Wasser benötigt – genug Wasser, um jeden Erdenbürger pro Tag mit 120 Litern Frischwasser zu versorgen. Genetisch veränderte Baumwolle ist zudem besonders empfindlich bei Witterungsschwankungen: Ist die Bewässerung unregelmäßig oder fegt ein Sturm über das Feld hinweg, kann dies das Aus für die gesamte Ernte bedeuten. Gleichzeitig verlangt der konventionelle, nicht-biologische Anbau den Einsatz großer Mengen an Insektiziden und Pestiziden, was wiederum zur Auslaugung und Versalzung der Böden führt. Die Qualität und der Preis der chinesischen Baumwolle hat in den letzten Jahren daher so gelitten, dass die Volksrepublik im letzten Jahr sogar drei Millionen Tonnen des Stoffs aus den USA importieren musste.
Hanf stellt hier eine ökologisch verträgliche und vor allem anspruchslose und schnell nachwachsende Alternative dar. Hanf braucht wenig Wasser, wurzelt bis zu fast 1,5 Meter in die Tiefe und wächst so auch auf ausgelaugtesten Böden und ist extrem pflegeleicht, was den Einsatz von Pestiziden fast obsolet macht. Und auch für den Klimaschutz hat Hanf etwas in Petto: pro Hektar Anbaufläche nimmt Hanf etwa doppelt so viel CO2 auf wie Baumwolle.